Gemeinsames Grußwort zum Programm 2023 der Akademien für Kirche und Diakonie gGmbH
Die westlichen Gesellschaften befinden sich aktuell in einer steilen Lernkurve. In Zeiten weltweiter disruptiver Veränderungen und komplexer Krisen reicht es nicht aus, sich „auf der Höhe der Zeit“ einzurichten. Vielmehr stellt sich die Frage: Wie können wir als Kirche und Diakonie wirkungsvoll dazu beitragen, die freien und vielfältigen Gemeinwesen, zu denen wir gehören, in eine lebenswerte Zukunft zu führen?
Wer derzeit in Kirche und Diakonie Verantwortung für Einrichtungen, Gemeinden, oder für Menschen in Not trägt, steht vor immensen Herausforderungen, die tief ins Tagegeschäft eingreifen. Denn während Tag für Tag Unternehmen geführt, Gemeinden geleitet, Mittel verwaltet, Menschen beraten und begleitet werden müssen, verändern sich die Bedingungen, unter denen wir arbeiten, rasant.
Die Faktoren sind bekannt: Die Pandemie, Putins Angriffskrieg gegen die Ukraine, die sozial ungleich wirkende Inflation, der menschengemachte globale Klimawandel, der unter höchstem Zeitdruck eine sozio-ökologische Transformation der Gesellschaft erforderlich macht, die Digitalisierung. Soziologen sprechen von einem Epochenbruch. Das sind Schlaglichter auf eine Wirklichkeit, die wir als Kirche und Diakonie mitzugestalten haben.
Die gute Nachricht ist: In der DNA unserer Organisationen tragen wir die Erfahrung, dass es möglich ist zugleich werteorientiere Kurs zu halten und in Krisensituationen innovative Passagen in eine lebenswerte Zukunft zu finden.
Gerade die Geburtsstunde der Diakonie, vor 175 Jahren, verdankt sich einer besonderen Verbindung von Innovationskraft, professionellem Knowhow und Gottvertrauen. In politisch hoch unsicheren Zeiten vermochte er auch nie gesehene Allianzen zu schmieden: über Ständegrenzen hinweg übernahmen Frauen und Männer Verantwortung und schufen Hilfe-Strukturen, an die bis dahin nie jemand gedacht hatte. Das ist der Geist, den wir auch heute gut brauchen können. Johann Hinrich Wichern nannte ihn „rettende Liebe“.
Die Akademien für Diakonie und Kirche wissen sich diesem unternehmerischen Spirit verpflichtet: sie führen Verantwortungsträger:innen sektorenübergreifend zusammen, stärken Professionalitäten und wecken Innovationskräfte. Der unverzichtbare überregionale Austausch vernetzt die vielfältigsten Kompetenzen. Genau so bleiben Kirche und Diakonie wichtige Knotenpunkte im sozialen Netz unsere demokratischen Gemeinwesen – für eine lebenswerte Zukunft für alle.

Dr. h.c. Annette Kurschus
Vorsitzende des Rates der EKD

Pfarrer Ulrich Lilie
Präsident Diakonie Deutschland